Alvin Alley’s American Dance Theater.
Highlights des Internationalen Tanz.
BONN/ck Als Alvin Ailey 1958 in New York seine Compagnie gründete, war Big Apple für den modernen Tanz der Nabel der Welt. Seine Truppe sollte die choreografische Heimat für Tänzerinnen und Tänzer aller Hautfarben sein. In den Vereinigten Staaten der späten 1950er Jahre ein revolutionärer Ansatz, schließlich herrschte in den US-Südstaaten noch offene Apartheit.
Ailey’s künstlerischer Ansatz nahm die Einflüsse des klassischen europäischen Tanzes und des amerikanischen Modern Dance in seinen Arbeiten auf. Die Symbiose der traditionellen Formensprache mit dem körperbetonten modernen amerikanischen Tanz war eines seiner Markenzeichen, für die seine Einstudierungen vor allem in Europa große Erfolge feierten. Vor drei Jahren übernahm Troy Powell die Leitung der Compagnie, um mit einigen neuen Choreographien auf Tournee zu gehen.
Den Abend eröffnet „Wings“. Jennifer Archibalds furioses Crezendo fliegender Körper zur Musik Michael Walls. Die Elemente und Figuren des klassischen Ballett verbinden sich darin meisterhaft mit der Kraft und Körperlichkeit des Modern Dance. Ohne Übertreibung kann man bereits hier von einer dialektischen Verbindung beider Tanztraditionen sprechen.
Ein großes Stück Tanztheater, das durchschnittliche Ensembles als finalen Akkord an das Finale eines Gastspiels gesetzt hätten.
Ailey II jedoch legt sich die eigene Meßlatte sehr hoch.
Große Erwartungen, die mit dem folgenden Pas de Deux „We“ aber weit übertroffen werden. Robert Battles Choreografie zu Sean Jones „Love’s Lullaby“ gibt den beiden Tänzerinnen Annellyse Munroe und Nathalie Hunt den Freiraum, Tanz mit einer großartigen Selbstverständlichkeit auf die Bühne zu bringen. Eine zauberhafte Verbindung von Spielfreude, Musikalität, intellektueller Präzision und höchster Ballettkunst.
In Benoit-Swan Pouffers Choreografie „Rusty modern“ zu der Musik von Michael Karllson zeigt die gesamte Compagnie ihre Auffassung des aktuellen „Modern Dance“ mit Stilelementen aus dem klassischen, dem Jazzdance und aktuellen Stilen wie Hiphop und Techno.
Virtuos endet das Gastspiel mit einem beinah klassischen Stück Tanztheater in der Einstudierung von Amy Hall Garner zu der Musik von Karl Jenkins (Songs of Sanctuary). Das ist einfach großer Tanz mit großartigen Tänzerinnen und Tänzern: körperlich und intellektuell, charmant, witzig, mit Esprit und Freude am Tanz. Musikalisch wie tänzerisch bewegt sich das Stück zwischen den Kontinenten, zwischen Paris und N.Y. Einfach brillant!
Nach vier Choreografien fällt der Vorhang an diesem Ballettabend viel zu früh. Brausender Applaus, standing ovations in der Bonner Oper. Ein großes Emsemble feiert am Rhein einen verdienten großen Erfolg. Nebenbei bemerkt: in einem ausverkauften (!) Haus.