Transzendente Metaphysik

JENSEITS von JEDEM.

Alice Buddeberg brettert das grosse amerikanische Narrativ John Steinbecks auf die Bühne der Kammerspiele.

Bonn,17.09.15/ck

Die Schauspielchefin der Bonner Bühnen wagt sich zu Beginn der Spielzeit wieder einmal an einen mächtigen literarischen Stoff. Ein Roman, der schon für Film und Bühne bearbeitet wurde. Ein Werk, das mit James Dean in der Hauptrolle heute zur Ikonologie der Moderne zählt.

Versuch und Scheitern

Ein mutiger Versuch mit hohem künstlerischen Potential! Doch bereits vorweg: Buddeberg (Regie) und Nina Steinhilber (Dramaturgie )gelingt bereits in der Bearbeitung des Textes wenig Überzeugendes. Um das Maß ganz zu füllen, steht auch die Inszenierung über weite Passagen kaum besser dar. Nach dem letzten Vorhang weißt die Wirklichkeit der Bühne diesen Versuch als misslungen aus. Mehr als höflichen Applaus dürfte die Regisseurin bei dieser Premiere nicht erwarten. Nur die gute Arbeit der Schauspieler wollte das Publikum nicht ungewürdigt lassen.

John Steinbecks amerikanisches Narrativ

John Steinbeck vermengte für seinen Roman die Topoi Brudermord und Sündenfall aus den abrahamitischen Religionen mit den modernen Topoi des amerikanischen Traums dessen Ziel zunächst allein Go West und dann immer mehr wirtschaftlichen Erfolg bedeutete.

Der Familienepos reicht über drei Generationen vom amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Eintritt der USA in den ersten Weltkrieg. Es ist die Lebensgeschichte von Adam Trask, der von der Ostküste nach Kalifornien geht um sein Glück zu machen. Es ist die Geschichte von Kain und Abel, von Charles und Adam, von Caleb und Aron. Es ist weiter die Geschichte von der Macht und der Ohnmacht der Liebe, von der Geworfenheit der Liebenden und der Freiheit des Menschen seinem Schicksal zu folgen oder darüber zu entscheiden.

cREW pOWER

Ein weites Feld für die Schauspieler. Der alte Adam Trask (Wolfgang Rüter) erscheint vollkommen unentschieden. Mal deklamiert er in seltsamer Pose, mal zeigt Rüter sein feinstes Spiel. Ebenso wenig Konsistenz zeigt Sophie Basse als Kate. Ihr großes komödiantisches Talent verliert sich viel zu häufig hinter dem affektiertem Klamauk dieser Inszenierung. Dagegen versöhnen die Darsteller der jungen Generationen mit solch nuancenreicher Spielfreude, die nach der Pause eine souveräne Authentizität entwickelt, so dass der Abend obschon keine gute Inszenierung, doch wenigsten gutes Theater liefert! Sören Wunderlich in der Rolle von James Dean als Caleb ist wunderbar, wie Sina Martens(ein Gewinn für das Ensemble) Darstellung der Abra grandios . Hajo Tuschy gewohnt vielseitig und wie stets von schierer Spielfreude.

MUST SEE oder D’ONT?

Mut bedeutet das Scheitern als Möglichkeit erkannt zu haben. Übermut ohne diese Erkenntnis etwas zu wagen. Die Bonner Inszenierung gehört ohne Zweifel in die mutige Kategorie. Die Gründe für Ihr Scheitern sind so vielfältig wie die Themen des Stücks. Eigentlich bedarf es nur noch weniger Impulse und Veränderungen in den Freiheitsgraden der Schauspieler. Dann wäre es gelungen.


Vertrauen wir auf „work in progress„. Nicht nur das Publikum h
ätte es verdient.

Aufführungsdauer: 2 St., 50 Min., inkl. einer Pause
Karten ab 8,80 EUR

 Video: Eigenwerbung des Theaters