Open ‚til End of 2015.
BERLIN/ysl Frontstadt des Westens, kapitalistischer Stachel im Fleisch des real existierenden Sozialismus. Berlin, Sehnsuchtsort kalter Krieger, aktiver Smiley und seiner Leute, Fluchtpunkt der westdeutschen Jugend. So ging die Geschichte bis 1989, als die Mauer und schließlich auch das System der sozialistischen Einheitspartei fiel. Zwischen dem neuen Kranzlereck und dem alten Zoopalast bewahrt ein Museum die Erinnerung an dieses halbe Jahrhundert, in dem man nur über den Transit oder über die drei Luftkorridore in die alte deutsche Hauptstadt gelangen konnte.
Das Museum zur „Story of Berlin“, inmitten eines Einkaufszentrums am Kurfürstendamm gelegen, versucht eine Zeit zu konservieren, die bereits in ihrer Gegenwart irreal erschien. Großformatige Portraitfotografien von Besatzsungssoldaten der Vier Mächte USA, Vereinigtes Königreich, Frankreich und Sowjetunion weisen unkommentiert in einer Schaufensterdekrotation den Weg zum Museum. Auf dem Ku’damm ein aluminiumglänzender Flugzeugflügel. Er wirkt wie eine Reklame zu Freakshow à la Mme Tussaud. Die Besucher, die sich davon nicht abhalten lassen, werden mit einer fulminanten historischen Ausstellung zur Geschichte der Stadt belohnt. Präziser als im breiter aufgestellten DHMG fokussiert sich das SoB auf die Präsentation der Geschichte der geteilten Stadt.
Teilung, Sektorengrenzen, Besatzer, der politische Dualismus des Ost-West-Gegensatzes von der Blockade über den 17. Juni bis hin zu den Mauerspechten im November ’89. Berlin aber besitzt eine über 800jährige Geschichte. In multimedialen Räumen können die Besucher durch die Jahrhunderte streifen. Dieser Teil des Museums zeigt eindrücklich und beispielhaft, wie faszinierend selbst Stadtmuseen mit modernen technischen Mitteln die lokale Geschichte sowohl für ein breites Publikum wie fachlich präzise aufbereiten könnten.
Verbunden mit dem Ticket ist eine Führung in einen erhaltenen Atomschutzbunker, der in den Zeiten des Kalten Krieges für die Möglichkeit eines „heißen“ Atomkriegs unter den Fundamenten des Einkaufszentrums gebaut wurde. Wie die erhaltenen Berliner Flaktürme im Grüngürtel rund um die Mitte der Reichshauptstadt heute noch sichtbare Mahnmale an den nationalsozialistischen Angriffskrieg sind, liegt hier ein verborgenes Memento unter dem Asphalt. Die Planungen zur Modernisierung des Karrees bedrohen nach Jahresfrist den Bestand dieser Schau ebenso wie die beiden Boulevardtheater. Damit verlöre nicht nur Westberlin einen Teil seiner historischen Identität. Noch wäre Zeit für einen Besuch.
Sehenswert. Unbedingt sehenswert.